Im Rheinland gibt es einen Spruch, der die rheinischen Frohnaturen Hoffnung in turbulenten Zeiten spendet: „Ed kütt wie ed kütt un is noch immer jod jejange“!
Und was war das für ein turbulentes Jahr, auch für die knapp 170 Vereinsmitglieder vom Musikverein Blau-Weiß Leutesdorf e.V. Zurückblicken können die Blau-Weißen dennoch auf eine Menge Vereinsaktivitäten und besonderen Herausforderungen.
Auf das neue Jahr stießen einige Vereinsmitglieder bei einer kleinen Silvester-Party im Vereinsheim an und wünschten sich alles Gute sowie schöne Stunden und erfolgreiche Auftritte. Der Terminkalender war damals schon voll mit Auftritten, Register- und Gesamtproben und Vereinsaktivitäten.
Startschuss war eine musikalische Auftrittstour in der Kölner Altstadt am 14.02.2020. Dort zog man von Kneipe zu Kneipe und begeisterte das Publikum in den Lokalen oder auf Plätzen davor mit Karnevalsliedern. Das war so zusagen das „warm up“ für die kommenden Karnevalstage.
Noch vor den Karnevalstagen hatten sich einige aktive Musiker der Herausforderung gestellt, musikalische Leistungskurse zu belegen und diese mit einer Prüfung zu absolvieren. Besonders erfolgreich war Noah Hamann, der das bronzene Abzeichen mit 100 Punkten von 100 erlangte und Felix Breidbach, der den D1 übersprungen und die D2-Prüfung erfolgreich bestanden hatte.
Die Beteiligung bei den Karnevalsumzügen in Swisstal-Miel, Leutesdorf, Andernach, Mendig und den Auftritten im Heimatdorf des Vereines waren stimmungsvoll und für einige Jung-Musiker auch das erste Mal, aktiv dabei zu sein. Schön, dass wieder Gast-Musiker gekommen waren, die nicht nur zur Verstärkung mitspielten, sondern auch, weil es Jahr für Jahr Spaß macht, gemeinsam den Jecken am Straßenrand mit 50 Karnevalsliedern im Marschbuch richtig einzuheizen.
Die Jahreshauptversammlung des Vereins fand schon unter den Vorboten des anstehenden Lockdowns statt. Der Vereinschef bat zu Beginn den Abstand zu wahren und beglückwünschte die Jubilare, z.B. Leo Selt als aktives Mitglied mit 50 Jahren Vereinszugehörigkeit, mit der Ankündigung; „gedrückt wird, wenn Corona vorbei ist“. Beeindruckend die Zahl von 18 Antragstellern, die in den Verein aufgenommen werden wollten. Nach Abstimmung hieß man die „Neuen“ herzlich willkommen. Dieser Verein leidet nicht, wie viele andere, an Mitgliederschwund. Hier ist ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Musik zu machen und an den vielzähligen Vereinsaktivtäten mit Familiencharakter teilzunehmen sind wohl nur 2 von vielen anderen Argumenten.
27. März – Lockdown und alles steht still. Die Musiker litten darunter, nicht zur Wochenprobe gehen zu können und der Vorstand sorgte sich um das musikalische Leistungsniveau. Man war mit der musikalischen Leitung und den Registerproben auf einem so guten Weg. Fängt man „nach Corona“ quasi wieder von vorne an? Also, wie übt man einsam (#stayhome) und doch gemeinsam?
Das Leiter-Team, Ansgar & Miriam Kremer hatten dann Anfang April einen WhatsApp-Aufruf gestartet, zu Hause zu üben, Lieder per Video aufzunehmen und diese an die Übungsleiter zu senden. „Heal the world“ von Michael Jackson spielten die meisten Laien-Musiker und versendeten die Aufnahme. Den Zusammenschnitt veröffentlichte man und erreichte über 2580 Zuhörer. Lieder verbinden – gemeinsame Erlebnisse stärken den Zusammenhalt!
Am 27.05.2020 hat Pascal Berger, Vorstandsvorsitzender via Facebook auf die finanzielle Situation des Vereines aufmerksam gemacht. Ab Aschermittwoch konnten keine Einnahmen durch die Auftritte generiert werden. Fortlaufende Kosten blieben und Rechnungen waren zu zahlen. Als allerletztes wollte man an der musikalischen Jugendausbildung sparen, denn, so P. Berger, die Kinder und deren Ausbildung sind unsere Zukunft! Die Spendenbereitschaft war unglaublich.
Der Verein bedankt sich bei ALLEN und für JEDE Spende! Stellvertretend hierfür:
Die VR Bank, die Lotto Rheinland-Pfalz Stiftung, die Sparkasse und viele, viele Privatpersonen sowie ein Unbekannter, der 1.500€ gespendet hat!
Das war Dank und Ansporn zugleich, um Möglichkeiten zu finden, mit den Proben fortfahren zu können. Der Vorstandschef und sein Team haben die immer wieder neu erlassenen Verordnungen, Verbote/Gebote verfolgt, ein geeignetes Hygienekonzept erstellt, von den Behörden genehmigen lassen und alle Vorbereitungen getroffen, um die ERSTE Probe nach dem Lockdown am 03.06.2020 durchzuführen. Für alle Musiker war es fast schon wie Weihnachten, als man unter strengen Auflagen jedoch gemeinsam wieder Musik machen konnte.
Alle Termine des Vereins, wie z.B. der Spieltermin zur Hochzeit einer Vereinskollegin, der Melsbacher Burschenfest-Umzug u.v.m. standen durch die Planungsunsicherheit auf wackeligen Beinen. Die Vereinstour nach Hamburg fand auch nicht statt, da der gemietete Reisebus nicht fahren durfte. Dann wurde am 23.06. das Leutesdorfer Winzerfest (11.-14.9.) abgesagt und kurz darauf hat der Verkehrs- und Verschönerungsverein ein digitales Weinfest geplant. 2 Mal wurde der Blau-Weiß Verein mit einem Videodreh für dieses Event beauftragt. Was nicht die einzige Herausforderung von Juli bis Anfang September war, denn der Vorstand von Blau-Weiß hat nach einer Alternative gesucht, die Einnahmen aus dem Weinstand vom Winzerfest zu kompensieren. Das erste Winzerhoffest wurde so geboren und nachdem die Behörden das Hygienekonzept genehmigt hatten liefen die unzähligen Vorbereitungen auf Hochtouren. Eine enorme Herausforderung für alle, gekrönt mit kolossalem Erfolg und schönem Feedback von den Gästen sowie den Gastgebern für das 1. Hoffest vom 4.-6.9. beim Weingut Emmerich. Endlich konnten auch die Musiker wieder vor Publikum spielen und den Applaus genießen.
Die musikalischen Proben für diesen Auftritt und auch danach fanden überwiegend im Freien statt und das Wetter zeigte sich gnädig. Recht bald kam die kalte und dunkle Jahreszeit und ein Üben im Freien war nicht mehr möglich. Die Jugendherberge Leutesdorf stellte fortan ein Raum für die Gesamtproben zur Verfügung. Am 28.10.2020 fand dann die letzte Probe statt. Der Jugendherberge dankt man für die freundliche Gastaufnahme in deren Räumen bevor der Teil-Lockdown kam.
Traurig sind die Blau-Weißen auch über den Wegfall der Martins-Umzüge, dem Weihnachtsmarkt am 2. Samstag im Dezember und dem am 1. Weihnachtstag stattfindenden traditionellem Kirchenblasen. Letzteres ist seit dem Jahr 1979 nur 2 Mal ausgefallen, weil massive Schneestürme das Musizieren von der Edmundhütte verhindert haben. Aber die
Blau-Weißen finden bestimmt auch hier eine Möglichkeit, die weihnachtlichen Klänge weit ins Rheintal erklingen zu lassen, um somit auch zu sagen „Ed wird alled wieder jod, wie ed schon immer alled jod jejangen is“.
Und im nächsten Jahr gibt es wieder ein Kirchenblasen am 25.12. und man kann die Weihnachtswünsche untereinander austauschen mit heißem Kakao für die Kinder und Glühwein à la Berger für die Erwachsenen nach diesem Mini-Weihnachtskonzert.
Frohes Fest und Allen beste Gesundheit!